Sozialpolitik: Arbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit Grafisch dargestellt

Arten der Arbeitslosigkeit

Um effektive sozialpolitische Maßnahmen treffen zu können, müssen zuerst die verschiedenen Arten von Arbeitslosigkeit berücksichtigt werden (Quelle: International Economics von Viktor Lüpertz (S. 279), Verlag: Winklers) [Übersetzung].

Zyklische Arbeitslosigkeit
Die zyklische Arbeitslosigkeit tritt auf, wenn das Produktionspotential eines Unternehmens nicht vollständig genutzt werden kann. Betriebe benötigen weniger Arbeiter während einer Rezession und mehr Arbeiter während der Hochkonjunktur („Boom“).

Strukturelle Arbeitslosigkeit
Die strukturelle Arbeitslosigkeit tritt bei erheblichen Veränderungen in der staatlichen Wirtschaft auf; das beinhaltet eine Veränderung bezüglich der Anzahl der Jobs und die dazu benötigten Qualifikationen für diese Jobs. So gibt es mehr Nachfrage als Angebote für Arbeit in bestimmten Regionen, weil es weniger Leerstellen als Erwerbstätige gibt; oder die Leerstellen können nicht besetzt werden, weil die Arbeitskräfte nicht die Qualifikation dafür haben, zu Alt, oder beruflich unbeweglich sind. Klassische Arbeitslosigkeit (abhängig von den Lohnkosten) ist eine Form der strukturellen Arbeitslosigkeit.

Theoreitsch kann unterschieden werden zwischen den folgen Unterkategorien von der strukturellen Arbeislosigkeit, welche alle miteinander verbunden sind und oft überschneiden:

Regionale Arbeitslosigkeit
Strukturell schwache Regionen haben besonders hohe Arbeitslosenquoten (z. B. Ostdeutschland).

Job-spezifische oder Qualifikations-spezifische Arbeitslosigkeit

Bestimmte Jobs werden nicht mehr benötigt oder Produktionsprozesse haben sich verändert (z. B. Minenarbeiter oder Schriftsetzer).

Branchenspezifische (Industrie-spezifisch) Arbeitslosigkeit
Strukturelle Veränderungen (teilweise durch Internationalen Wettbewerb) beeinflussen bestimmte Industrien und Branchen (z. B. Kohl, Stahl, Schiffswerft, Textil Industrie).

Geschlecht- oder Alters-spezifische Arbeitslosigkeit
Erstmalig junge Angestellte oder ältere Arbeiter sind oft schwer Jobs zu zuteilen für Arbeitsagenturen. Die Arbeitslosigkeit von Frauen ist besonders hoch unter den Altersgruppen.

Technologische Entwicklung
Neue Produktionsprozesse (Rationalisierung) ersetzen Arbeiter. Es gibt eine enge Verbindung zu Lohnkosten-bedingte Arbeitslosigkeit.

Eine andere Form der strukturellen Arbeitslosigkeit ist auch die Mismatch-Arbeitslosigkeit.
Diese Art der Arbeitslosigkeit bedeutet, dass entweder die Qualifikationsanforderungen der offenen Stelle und die Qualifikation des Arbeitsuchenden nicht passen (qualifikatorischer Mismatch in Form von Fachkräftemangel) und/oder der Arbeitgeber und Arbeitsuchende befinden sich an verschiedenen Orten und sich nicht mobil (regionaler Mismatch).

Hinzu kommt noch die Sucharbeitslosigkeit: diese entsteht selbst in einer Situation in der Angebot und Nachfrage vollständig zueinanderpassen. So benötigt die Suche nach Arbeitskräften bzw. geeigneten Arbeitsplätzen eine gewisse Zeit in Anspruch. Die Sucharbeitslosigkeit wird auch als friktionelle Arbeitslosigkeit bezeichnet und ist eine Form der Mismatch-Arbeitslosigkeit. Wie lange jedoch der Suchprozess dauert hängt von der Markttransparenz ab (d.h. Verfügbarkeit von Informationen, die Intensität der Arbeitsvermittlung und der Mobilität der Arbeitskräfte).

Maßnahmen und Ziele

Anhand den verschiedenen Formen der Arbeitslosigkeit lässt sich bereits erkennen, dass es nahezu unmöglich – wenn nicht sogar ganz unmöglich – ist alles abzudecken mit einem Gesetz, oder einem geballten Programm. Doch das ist nicht nötig, da sich durch Analyse der Art der Arbeitslosigkeit – national, bundesstaatlich und regional – realistische Ziele setzen lassen und effektive Maßnahmen getroffen werden können.

Vom Aufbau und Verbesserung der Infrastruktur bis hin zu zeitlich begrenzten geldlichen Fördermitteln lässt sich viel machen, und idealerweise werden auch die Gemeinschaften miteingebunden damit niemand vernachlässigt wird. Regional ist es vielleicht möglich eine Art Diskussionsrunde zu halten, oder den Bürgern mehr Möglichkeiten bezüglich des Mitwirkens bereitzustellen.

Durch das miteinbeziehen der Bürger lässt sich eventuell auch besser Diskriminierung bekämpfen, sowie andere Probleme die mit der Arbeitslosigkeit zusammenhängen. Der kontinuierliche und intensive Austausch könnte somit sogar unabdingbar sein.

Menschlich-soziale Perspektive

Mit all dem im Hinterkopf darf natürlich niemals vergessen werden, dass hinter jeder Zahl ein Mensch steckt der persönlich mit der Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat. Daher sind die psychologischen Auswirkungen von Kurz- und Langzeitarbeitslosigkeit auch von enormer Bedeutung, da sie Einblick in das persönliche Leiden geben das viele durchmachen.

Beschäftigung durch einen Job allein ist daher zweitrangig, da auch die Qualität der Arbeit (d.h. Arbeitsbedingungen, Höhe des Lohns, Umfang der Freizeit und Möglichkeit der Freizeitgestaltung, u.a.) ein Kernanliegen sein sollte. So kann zwar ein Farbikarbeiter eine 40-Stunden Woche haben, doch wenn er trotzdem einen Nebenjob haben muss um über die Runden zu kommen und dadurch praktisch keine Freizeit hat, dann sinkt damit auch der qualitative Lebensstandard (-> andauernder Stress, finanzielle Sorgen, usw.).

Ein anderer Faktor spielt die Bildung, welche auch für Nicht-Studenten/-Schüler einfach zugänglich und Verständlich formuliert sein sollte. In anderen Worten: auch wenn es dem Fabrikarbeiter nicht möglich ist Abitur zu machen, so sollte er dennoch in der Lage sein Wissen zu erlangen welches ihn sehr interessiert. Hierbei spielt das Internet eine große Rolle, da so Inhalte überregional – und international – verbreitet werden kann.
Als App, Website, oder beides und mit seriösen Quellen (z. B. Professoren, Wissenschafts-Websiten, Berufs-Profis) kann dem den Weg geöffnet werden.

Schlusssatz

Im Großen und Ganzen ist es ein sehr komplexes Thema das verschiedene Herangehensweisen benötigt, in welche aber die menschlichen Perspektive nie fehlen sollte.

Veröffentlicht von thomasbaroque

Ich schreibe über politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Themen. Meine eigenen politischen Ziele ebenso. / I write about politics, the economy and science (my English isn't that good, though). My own political goals and ideas as well.

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