Historische Texte #001

Ein weiteres Format meinerseits in dem ich Auszüge aus historischen Dokumenten zur Verfügung stelle. Da ich gerne in mein lokales Antiquariat gehe, und so einiges interessantes bereits gefunden habe, lag mir das auch am nächsten. Ich hoffe mit diesen Einträgen einen tieferen geschichtlichen Einblick geben zu können, aber werde vorerst nichts nach 1950 hier veröffentlichen weil es ansonsten noch wahrscheinlicher wird dass es irgendwann eine Klage hagelt.

Nun zu unserem ersten historischen Text, ein Auszug aus einem Heft in der ein Fabrikant aus Hamburg namens Dr. Curt Köhler das nationalsozialistische Wirtschaftsprogramm kritisiert. Ausgeteilt wurde die Schrift am 22. Oktober 1932.
Das Heft trägt den Titel „So geht es nicht – Das Nationalsozialistische Wirtschaftsprogramm im Lichte der Praxis und der Kritik“. Herausgegeben von der Buchdruckerei Karl Dankert.

Auszug

Der Auszug den ich hier nun reinstelle behandelt die „Zinsknechtschaft“. Zuerst stellt Köhler die Argumentation der Nationalsozialisten vor, in diesem Fall der von Gottfried Feder (1883-1941), auf 1 1/3 Seiten. Dann kommt seine Kritik auf 2 2/3 Seiten. Insgesamt ist also dieser Teil des Heftes 4 Seiten lang, am Ende dieses Auszugs werde ich noch die fotografierten Seiten einstellen (es ist aber in altdeutsch geschrieben, daher wird es wahrscheinlich für den ein oder anderen nur mit Mühe zu lesen sein). Nach dem Originaltext werde ich noch kurz geschichtlich darauf eingehen.

Anmerkung: Die hier veröffentlichten historischen Texte werden im Original wiedergegeben und dienen dem Bildungszweck.

Zinsknechtschaft (S. 22-25)

Schon diese kurze Darstellung beweist, daß wir in der Forderung der Brechung der Zinsknechtschaft das Herzstück nationalsozialistischer Wirtschafts- und Staatsauffassung zu erblicken haben.

Köhler bezieht sich auf die vorherige Seite, hier eingefügt der Vollständigkeits halber.
„Im Mittelpunkt der nationalsozialistischen Wirtschaftstheorie steht die Sonderauffassung vom Geld und vom Zins. Wir hatten einleitend im „Grundsätzlichen“ bereits festgestellt, wieviele Sünden, Auswüchse und Verbrechen der modernen Geld- und Zinswirtschaft vorgeworfen werden. Sie ist nach Feder an dem ganzen Unglück der Völker Schuld. Feder bezeichnet deshalb auch die heutige Wirtschaft als „Mammonismus“, das ist, um seine Erklärung nach seinen eigenen Worten festzuhalten, „die unbeschränkte Herrschaft des Geldsackes unter der Maske des Rechtsanspruches auf Zins“. Nach der Auffassung der Nationalsozialisten muß die moderne Geldwirtschaft immer zur Verarmung und Verelendung der Massen führen; darüber hinaus aber auch zur moralischen Verstumpfung der Völker. „Alle Instinkte richten sich auf Erwerb und Besitz; in rücksichtslosem Gewinnstreben versinken alle Begriffe von Treu und Glauben.“ Es gibt eigentlich eine schlechtere und unmoralischere Wirtschaftsordnung nach Feder’scher Auffassung nicht. Der eigentliche Krankheitserreger dieses Massen- und Völkerelendes ist nach der Auffassung von Feder der Jude.

Die Judenfrage wird deshalb im engsten Zusammenhange mit der Geld- und Zinsfrage abgewandelt. Die Brechung der Zinsknechtschaft ist auch das politische Hochziel und die Krönung des ganzen Gebäudes, das allein die Befreiung vom Geist des Raffens und vom Judentum bringe und die Völker zurückführe zu einer zinslosen „nur schaffenden“ Wirtschaft. In dieser Wirtschaft sei dann das Leihkapital gebrochen, der Zins erledigt, die Rentite nicht mehr Ziel des Wirtschaftens.“

Was verstehen die Nationalsozialisten unter Zinsknechtschaft? Feder gibt folgende Erklärung (Seite 70): „Unter Zinsknechtschaft ist zu verstehen die zinspflichtige Verschuldung von Staat und Volk gegenüber den überstaatlichen Geldmächten“. Der gewöhnliche Ausdruck für das Bestehen dieser Herrschaft lautet: „Geld regiert die Welt“. Um den Inhalt dieser Worte vollkommen zu verstehen, müssen wir den weiteren Darlegungen Feder’s mehr folgen. Die Nationalsozialisten erklären das Geld als „Anweisung auf irgendwelche von anderen Personen geleistete Arbeit“. Nur dann erfülle das Geld seinen volkswirtschaftlichen Zweck, wenn es aus dem Wirtschaftsprozeß nicht herausgenommen werde, also nur dem Tausch der Güter diene. Die Unterbrechung dieser volkswirtschaftlichen Aufgabe des Geldes wird folgerichtig von Herrn Feder deshalb auch als unzulässig erklärt. Die Unterbrechung der volkswirtschaftlichen Aufgabe des Geldes erfolge aber dann, wenn jemand das Geld nicht wieder zur Anschaffung anderer, irgendwelcher Güter verwende, sondern das Geld spare. In diesem Falle habe das Geld nur einen halben Kreislauf durchgeführt. Es tritt, wenn dieses Sparen oder Zurückhalten von mehreren oder vielen Personen geschieht, eine Geldverknappung ein. Das Geld emanzipiert sich und wird, statt Diener der Wirtschaft, zum Herrscher. Da an sich das Geld für die Inganghaltung der Volkswirtschaft als Umlaufsmittel notwendig sei, entstehe Nachfrage nach Geld infolge der unrechtsmäßigen Zurückhaltung, und der Besitzer des Geldes verlange eine Vergütung, den Zins. Damit beginnt, nach nationalsozialistischer Theorie, die wirtschaftliche Erpressung.
Die Geldhergabe an Andere diene nur der Absicht, die Notlage der Wirtschafters auszunutzen, um einen Teil von dessen Arbeitsertrag ohne jede Mühe zu erhalten. Folgerichtig erklärt Feder im Zuge dieser Darstellung das Sparen als volkswirtschaftswidrig. Zulässig bezeichnet der Nationalsozialismus den Spargedanken nur insoweit, als es sich um das Ausspeichern von Sachgütern handelt. Die Schaffung eines Eigenheims, der Erwerb von Feld und Garten wird als „richtiges“ Sparen verherrlicht; dagegen die Ansammlung von Geld als solchem als unsittlich abgelehnt.

Der Einzelne, der zur Aufrechterhaltung seines Betriebes Geld leiht oder einen Kredit aufnimmt, begibt sich in Zinsknechtschaft und wie der Einzelne, so die Gesamtheit des Volkes, der Staat, wenn er Anleihen aufnimmt, entweder bei seinen eigenen Bürgern oder bei fremden Staatsangehörigen oder fremden Staatsvölkern. Dann vollzieht sich die Unterwerfung des Volkes unter die Zinsknechtschaft anderer Völker. Die Folge der Aufnahme von Leihgeld für den Einzelnen ist, daß er gezwungen ist, aus seiner wirtschaftlichen Tätigkeit vorerst die Zinsen zu decken; er muß also sein Denken und Trachten auf Gewinnstreben einstellen, die gesamte Volkswirtschaft verläßt die gesunde Bedarfsdeckungswirtschaft und strebt nach Rentite, um vor allem die Zinsverpflichtungen erfüllen zu können. – –

Es versteht sich, daß der Nationalsozialismus aus diesen Erwägungen heraus das Bankgewerbe als ein völlig unproduktives verurteilt, da ja das Wesen der Banktätigkeit darin besteht, das seinem Kreislauf „unrechtsmäßigerweise entzogene Geld unpersönlich auszuleihen“, sich also die Volkswirtschaft und die schaffende Arbeit tributpflichtig zu machen. Das ganze Elend in der Welt sei auf diesem Wege entstanden, der einzelne Wirtschaftler und ganze Völker hätten die freie Verfügung über die wirtschaftliche Tätigkeit verloren: „Geld regiert die Welt“. Diese Macht des Geldes sei um so verwüstender, als die Geldhergabe vollkommen losgelöst von dem wirtschaft Zweck erfolge, wenn nur ein möglichst hoher Zins erreichbar sei. Die Zinswirtschaft der kapitalistischen Wirtschaft frage deshalb bei der Güterherstellung auch nicht danach, ob die hergestellten Güter für die Gesamtheit des Volkes notwendig seien oder nicht, die Hauptsache sei die Erlangung möglichst hoher Zinsen ohne Rücksicht auf die Bedarfsdeckungswünsche der Volksgenossen.

Es mag zugegeben werden, daß bei oberflächlicher Betrachung dieser Darstellung mancherlei Wahrheit vorgetragen erscheint; auch ist richtig, daß die bedauerliche Höhe der Zinssätze großen volkswirtschaftlichen Schaden angerichtet hat. Aber – und das übersehen die nationalsozialistischen Führer wieder oder könne es nicht begreifen, – diese Zinshöhe und die anormalen Geldverhältnisse sind nicht etwa Folgen des privatkapitalistischen System als solchem, sondern die traurigen Folgen der innen- und außenpolitischen Eingriffe in das Geldwesen und in die Freiheit der Wirtschaft! Die Politik zerstörte das Kapital und das Vertrauen zugleich – kein Wunder, daß die Zinsen stiegen!
Hinzu kommt, daß durch die unerfüllbaren Verpflichtungen aus dem Versailler Vertrage eine Störung des Geldmarktes überhaupt hervorgerufen wurde. Mit diesen Erscheinungen die Forderung nach einer zinslosen goldfreien Wirtschaft zu begründen, geht daher völlig fehl.

Ich brauche auf die verschiedenen Zinstheorien nicht einzugehen. Es mag festgestellt werden, daß der Nationalsozialismus mit seiner zinsfeindlichen Auffassung den gesunden Sinn des Sparens und der Werdung der Notwendigkeit der Kapitalbildung vollkommen verkennt. Grundsätzlich würde die Durchführung der Feder’schen Zinstheorie und sein Kampf gegen das Liehkapital darauf hinauslaufen, daß eine Fortentwicklung des Einzelnen und der Gesamtvolkswirtschaft unterbleibt. Wenn das Aussparen von Geld volkswirtschafts- und moralwidrig ist, dann wäre derjenige der klügste und beste Hausvater, der das, was er verdient, verpraßt. Rücklagen für die Zukunft oder für die Notlagen des Lebens würden als ein Verbrechen an der Volkswirtschaft erscheinen. Was hätte es aber für einen Sinn für den Einzelnen, wenn er sich, um das Beispiel Feder anzuwenden, ein Eigenheim schafft oder sich aus dem nichtverbrauchten Teil seines Einkommens Feld oder Garten kauft? Im Falle der Not und der Arbeitslosigkeit, bei andauernder Krankheit oder anderen Mißgeschicken kann er von seinem Eigentum ja nicht leben. Der gesunde Sinn des Volkes hat bisher immer die Aussparung nicht verbrauchten Geldes als eine sittliche Tat gegenüber sich selbst und seinen Angehörigen gewertet. Die Zerstörung dieses Sparsinns würde auch volkswirtschaftlich von allergrößtem Nachteil sein, weil die bisherigen wirtschaftlichen Fortschritte nur aus der Verwendung des nicht verzehrten Geldes und des so gebildeten Kapitals möglich waren. Die große Aufgabe der Banken besteht doch darin, daß sie die ihnen überlassenen, nicht verzehrten Gelder volkswirtschaftlichen Zwecken zur Verfügung stellen, um damit den Produktionsapparat der gesamten Volkswirtschaft zu verbessern und zu erweitern.

Die Berechtigung des Zinses ergibt sich ohne weiteres aus der Tatsache, daß der Einzelne, der sein Geld einem Anderen gibt, selbst auf den Kauf von Bedarfsgütern verzichtet, oder, wenn er es zu produktiven Zwecken ausleiht, selbst auf die Ausübung volkswirtschaftlicher Tätigkeit zugunsten des Dritten Abstand nimmt. Er gibt also einem Anderen die Möglichkeit, sich mehr Verbrauchsgüter zu beschaffen, oder seinen Produktionsumfang aufrecht zu erhalten oder zu erweitern und sich dadurch größeren Gewinn zu verschaffen.
Ist es wirklich so unberechtigt, daß für diese Verzichtsleistung der Geldhergeber sich einen Anteil des Gewinns oder des gesteigerten Verbrauchsgütergenusses ausbedingt? Der Nationalsozialismus verweist auf die Tatsache, daß die kirchliche Zinslehre des Mittelalters die Forderung von Zinsen als „Wucher“ bezeichnete und demzufolge das Zinsnehmen verbot; vergißt aber, daß die Struktur der damaligen Volkswirtschaft eine vollkommen verschiedene von der heutigen war, und die kirchliche Ablehnung des Zinses als Wucher zu einer Zeit erfolgte, in der den Produktionskredit nicht kannte, die Ausleihung von Geld vielmehr nur für Konsumzwecke erfolgte, wobei die Ausnutzung der Notlage des Geldnehmers durch den Geldverleiher allerdings sehr nahe lag. Der ganze industrielle Aufschwung des letzten Jahrhunderts ist undenkbar ohne die heutige Zinswirtschaft. Die Einführung der zinslosen Wirtschaft würde deshalb auch den Zusammenbruch der heutigen wirtschaftlichen Verhältnisse zur Folge haben, dessen Ausmaß im einzelnen nicht auszudenken ist. Es ist nicht anzunehmen, daß die übrigen Völker der Welt ihrerseits eine Umkehr zur zinslosen Wirtschaft mitmachen. Die vollkommene Isolierung des deutschen Volkes wäre die Folge.

Es darf bei diesen weltfremden Ideen nicht vergessen werden, daß sie auch nicht so sehr in rein volkswirtschaftlichen Erwägungen begründet sind, sondern in rassenpolitischen Wünschen wurzeln. Der Nationalsozialismus erblickt in dem Judentum die besonders begünstigen Vertreter der zinskapitalistischen Wirtschaftsform. Er glaubt durch die Brechung der Zinsknechtschaft die völkische Befreiung vom Judentum, als hauptsächlichen Besitzer des Geldes, erreichen zu können.

Original (in altdeutscher Schrift)

Ich werde, sobald es mir meine beruflichen Umstände erlauben, das ganze Heft in neudeutscher Schrift im PDF-Format erfassen. Leider konnte ich bisher nichts näheres über den Hamburger Fabrikanten Dr. Curt Köhler herausfinden, selbst im online Archiv der „NS-Dabeigewesene“ steht nichts über ihn. Was ich gefunden habe waren zwei andere Köhler:

Karl Köhler (17. Februar 1905, Harburg – Todesdatum unbekannt)
Quelle: https://www.hamburg.de/clp/dabeigewesene-suche/clp1/ns-dabeigewesene/onepage.php?BIOID=229&qN=K%C3%B6hler
Tätigkeit: Kaufmännischer Angestellter, später Informant der Gestapo
Wirkungsstätte: kein Eintrag

„Köhler hatte eine kaufmännische Ausbildung absolviert und war als Lagerverwalter tätig. Er war ab 1928 Mitglied der KPD und engagierte sich, teilweise auch hauptamtlich für die kommunistische „Hamburger Volkszeitung“. Wegen Betrugs musste er mindestens drei Mal Haftstrafen absitzen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem Verbot der KPD engagierte er sich weiter in kommunistischen Kreisen. Der Widerstand in Norddeutschland wurde seitens KPD-Anhängern aus Kopenhagen organisiert. Köhler hatte Kontakt zu der Leitung in Kopenhagen, verteilte Flugblätter und in Dänemark gedruckte Zeitungen. 1941 wurde er gemeinsam mit einem Freund und seiner Frau verhaftet. Nach Folterungen erklärte er sich zur Zusammenarbeit mit der Gestapo bereit. Er verriet den Kopenhagener Zweig und weitere ehemalige Mitstreiter wie Felix Plewa (www.stolpersteine-hamburg.de). Danach ging Köhler seiner alten Arbeit nach, übernahm aber weitere Spitzeltätigkeiten für die Gestapo und schrieb „Stimmungsberichte“. 1942 wurde Köhler erneut verhaftet, da er illegal geschlachtet hatte. Während seiner Haftverbüßung wurde er zur Aushorchung politischer Gefangenen benutzt. Nachdem er wieder auf freiem Fuß war, wurde Köhler von der Gestapo als Angestellter dienstverpflichtet und beschattete Widerständler. Im März 1944 wurde er von der Wehrmacht einberufen, die Gestapo hatte vermutlich keine Verwendung mehr für Köhler.“ (Text von Katharina Tenti)
Ernst Köhler (8.5.1900 Escheburg – 29.6.1993)
Quelle: https://www.hamburg.de/clp/dabeigewesene-suche/clp1/ns-dabeigewesene/onepage.php?BIOID=1138&qN=K%C3%B6hler
Tätigkeit: Lehrer am Christianeum, später in der Waffen-SS

Da sein Eintrag sehr lang ist, hier nur ein Auszug des Anfangs:
„Hans-Peter de Lorent hat über Ernst Köhler ein Portrait verfasst, das in Hans-Peter de Lorents Buch: Täterprofile. Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz. Band. 3. Hamburg 2019 erschienen und im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg erhältlich ist. Hier der Text:  
„Ich weiß mich deutlich zu erinnern, dass Herr Dr. Köhler nicht aus innerem Triebe, sondern lediglich in dem Gedanken, seine wirtschaftliche Stellung zu sichern, in die SS eingetreten ist.“
Es gab eine Reihe verhältnismäßig junger Lehrer, die 1933 der SS beitraten. Sie wurden 1945 konfrontiert mit den Gräueltaten der verbrecherischen Organisation, deren Mitglied sie waren. Zu ihnen gehörte auch der Altonaer Studienrat Ernst Köhler, der zudem seit 1933 auch der NSDAP und dem NSLB angehörte und am Christianeum als Schulwalter der NS-Lehrerorganisation fungierte. Köhler war im Krieg zudem Angehöriger der Waffen-SS, wurde nach Ende der NS-Herrschaft für einige Zeit interniert und in Hamburg 1949 wieder für den Schuldienst zugelassen.
Ernst Köhler wurde am 8.5.1900, 45 Jahre vor dem „Tag der Befreiung“, in Escheburg geboren. Es existieren keine Personalunterlagen von Köhler, dafür eine sehr dicke Akte beim Rasse- und Siedlungshauptamt der SS in Berlin, die so umfangreich war, weil Ernst Köhler seine beabsichtigte Heirat dort mit einem aufwendigen Nachweis der Erbgesundheit in seiner Familie und in der seiner zukünftigen Frau Katharina Maria Seyler dokumentieren musste. Die SS-Ahnentafel zu skizzieren, die bis zu den Ur-Ur-Urgroßeltern zurückreichte, war eine mühsame Angelegenheit und bedurfte noch der Beurkundung. Dabei ergaben sich überraschende Erkenntnisse, etwa bei der Schwester der Mutter von Ernst Köhler, die am 7.8.1933 in der Landes-Heilanstalt in Neustadt ( Holstein) verstorben war, deren Direktor ihm schriftlich mitteilte, bei ihr hätte „eine aufgrund einer organischen Hirnerkrankung entstandene Geistesstörung (Depression mit Verwirrtheit) vorgelegen“, immerhin aber mit der Zusatzbemerkung, „die nicht zu einer der im Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses angeführten zählt“.[1]
Ernst Köhler, SS-Mann der Einheit 2/88 mit der SS- Mitgliedsnummer 136.848 hatte den Antrag auf Genehmigung der Verlobung und Verheiratung am 6.1.1937 gestellt und dabei vermerkt, dass die Hochzeit für den April geplant sei. Ein ehrgeiziges Unterfangen, da noch einiges geprüft und testiert werden musste. Die zukünftige Braut reichte noch eine Bescheinigung über die Teilnahme an einem Mütterschulungs-Lehrgang ein. Nach zahlreichen Korrespondenzen konnte die Verlobung dann am 1.3.1937 stattfinden, am 15.5.1937 wurde geheiratet.[2]
(Text von Hans-Peter de Lorent)

Falls Sie selber nach Personen suchen wollen, hier geht es zur Website:
https://www.hamburg.de/clp/dabeigewesene-suche/clp1/ns-dabeigewesene/onepage.php?qN=K%C3%B6hler&rF=name

Geschichtliches

Sie sind wahrscheinlich, leider, schon des öfteren dem antisemitischen Voruteil der Geld- und Habgier begegnet. Dabei war der Grund, warum im Mittelalter die Juden meist die Rolle des Geldverleiher übernahmen, das Zinsverbot der christlichen Kirchen und dem Zunftzwang – der den Juden das Handwerk verbot – geschuldet.

So hat erst Papst Alexander III. (1105, Italien – 30. August 1181, Civita Castellana, Italien) im Mittelalter den Juden das Zinsgeschäft erlaubt, da sie den Verboten der christlichen Kirche nicht unterlagen. Durch das Zinsverbot und dem Zunftzwang formte sich so schnell das Bild des habgierigen, reichen und betrügerischen Juden aus dem sich der Antijudaismus des Mittelalters entwickelte (Quelle: Geldverleih und Zinsverbot im Mittelalter, Genealogie-Mittelalter.de). Dem religiösen Antisemitismus folgte dann nach dem Mittelalter der ökonomische und rassistisch motivierte Antisemitismus, der sich jedoch auch dem mittelalterlichen künstlichem Konstrukt bedient.

Auszug aus „Jüdisches Leben“, Universität Münster
(Quelle: https://www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte/portal/einfuehrung/aspekte/juden.html)
„Seit dem Mittelalter war durch repressive Maßnahmen die berufliche Ausrichtung der Juden im Wesentlichen auf den Handel sowie auf Kredit- und Geldwechselgeschäfte beschränkt. Jahrhundertelang verdächtigten Christen deshalb Juden, sie zu übervorteilen und ihren Unterhalt auf unredliche Weise zu erwerben. Geistliche und weltliche Stadt- und Grundherren, oft um die Niederlassung von Juden bemüht, wussten deren Kenntnisse in Handel und Geldgeschäften zu nutzen, z.B. im Münzwesen oder bei der Abwicklung finanzieller Angelegenheiten. Wichtige Erwerbszweige der christlichen Bevölkerung, wie z.B. handwerkliche Berufe, blieben Juden aufgrund der Ablehnung durch die Zünfte, die die Juden als Konkurrenz empfanden, versperrt. In manchen Städten, z.B. in Münster, erlaubte der Magistrat den Juden lediglich, mit ihrem überregionalen Warenangebot die Sendmärkte zu beschicken. Juden betätigten sich besonders im Handel zwischen Stadt und Umland, u.a. als Viehhändler. Erst die napoleonische Besatzungsmacht hob 1810 das Niederlassungsverbot für Juden auf.“

(Autorin: Rita Schlautmann-Overmeyer)

Eine beliebte Verschwörungstheorie ist noch der der Familie Rothschild, hierzu hat der SWR schon einen guten Beitrag geleistet (zum ganzen Artikel geht es hier: https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/haben-die-rothschilds-eine-besondere-macht-102.html), deshalb hier nur wieder ein Auszug:

„Die Söhne von Mayer Amschel Rothschild gingen also ins Ausland und gründeten eigene Bankhäuser und Investmentgesellschaften. Und das hat sich natürlich dann mit der Zeit zerfasert, manche Unternehmen haben sich aufgelöst, andere wurden verstaatlicht und wieder andere gingen an die Börse, so dass sie mehrheitlich gar nicht mehr im Besitz irgendwelcher Rothschild-Nachkommen sind. Es gab in den letzten zweihundert Jahren zahlreiche Generationswechsel, und wie man sich vorstellen kann, gibt es in so einer Familie auch immer wieder Zerwürfnisse.

Geblieben sind heute im Grunde noch drei Finanzgruppen, eine britisch-französische unter dem Namen „Rothschild & Co.“, die nach wie vor im Bereich Investmentbanking und Vermögensverwaltung aktiv ist. Dann eine zweite unabhängige britische Investmentgesellschaft „RIT Capital Partners“. Und schließlich die Schweizer Gruppe Edmond de Rothschild, die sich mehr auf Immobilien, Hotels und Weingüter konzentriert, und der es gar nicht gepasst hat, dass sich das Unternehmen des britisch-französischen Familienzweigs – Paris Orleans SA – umbenannt hat in Rothschild & Co. Die Schweizer meinten, es gäbe nur Platz für eine Firma mit dem Namen Rothschild.“


Auch wenn einzelne Familienmitglieder noch privat ein großes Vermögen haben, so haben sie keine besondere „Macht“. Die Finanzwelt hat sich ebenfalls längst verändert.

Schlusswort

Das war es soweit mit diesem Eintrag, ich hoffe das neue Format konnte Sie überzeugen.
Noch einen schönen Tag allerseits!

Veröffentlicht von thomasbaroque

Ich schreibe über politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Themen. Meine eigenen politischen Ziele ebenso. / I write about politics, the economy and science (my English isn't that good, though). My own political goals and ideas as well.

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