Des öfteren, vor allem in den sozialen Medien, wird die Migration als etwas rein negatives dargestellt das Probleme verursacht. Dies ist nicht nur falsch, sondern verzerrt auch die Realität hinter der Migration welche verschiedene Hintergründe haben kann.
Zudem, als Gesamtgesellschaftliche Aufgabe, erfordert es nicht nur die Initiative vom Staat und den Immigranten, sondern auch die Gesellschaft an sich (d.h. Akzeptanz).
Zwar wurden Fehler in der Vergangenheit gemacht, doch aus diesen lässt sich lernen um eine bessere Zukunft zu gestalten – wenn der politische Wille dafür vorhanden ist.

Wie dieses Dreieck – umgesetzt in die Realität, würde sich dieses nie halten
(Bild von Pixabay)
Caput
Vorerst ist zu klären, dass es allerlei Gründe geben kann für Immigration. Sehr wahrscheinlich sind Sie schon mit einigen Vertraut entweder aus persönlicher Erfahrung – durch Gespräche mit Immigranten oder selbst das immigrieren in ein anderes Land – oder aus Berichten und Artikeln. Von dem einfachen Wunsch eine neue Kultur kennenzulernen bis zu einem schmerzlichen Zwang weil das eigene Heimatland in Krieg oder Diktatur versank.
Andere Gründe die einen Menschen dazu veranlassen, seine/ihre Heimat zu verlassen:
- Job/Karriere
Entweder wurde ein Job gewählt den es in einem anderen Land gibt (z. B. in Europa auch innerhalb der EU), oder den alten Job gibt es nicht mehr im eigenen Land weshalb die bessere Alternative das immigrieren ist. Ebenso kann eine bessere Bezahlung in einem anderen Land dazu veranlassen, oder wie es in den 60ern in Deutschland war als die deutsche Industrie Arbeitskräfte von der Türkei nach Deutschland geholt hat. - Familie
Wenn die Familie oder ein Familienmitglied nachzieht, dann wird der Hauptgrund die familiäre Gemeinschaft und Unterstützung sein. Auch um die Lebensumstände der anderen Familienmitglieder zu verbessern, so wie ihre Karrierechancen. - Flucht vor Unterdrückung
Das Menschen ins Exil oder ganz ins Ausland immigrieren aufgrund der politischen Situation ist nicht neu und gab es seit Jahrhunderten. Ebenso gilt es heutzutage: politisch verfolgte die sich nach Freiheit sehnen und den autoritären Regime im Heimatland entfliehen wollen. Das Grundgesetz schützt dieses Recht in Artikel 16, Paragraph 1: „Politisch verfolgte genießen Asylrecht.“ - Flucht vor Armut
Auch die Armut ist ein Grund zur Immigration. Diejenigen wünschen sich in einem anderen Land – in den Amerikas wäre es die USA für Mexikaner – anzusiedeln und erhoffen sich bessere Lebensumstände. Aufgrund der Schwierigkeit und den finanziellen Mitteln die trotzdem benötigt werden, kann dies auch schnell scheitern. - Klimaflucht
In der Zukunft wird uns auch dieses Thema beschäftigen, wenn die Dürren in trockenen Regionen und Fluten in nassen Regionen der Erde zunehmen. Dort wo das Überleben des Menschen nicht gesichert werden kann, ist Flucht vorhergeschrieben. Zumindest gibt es in dieser Sache noch Handlungsspielraum um das schlimmste zu vermeiden; sollte das Scheitern, dann werden wir uns in den nächsten Jahrzehnten auf große Fluchtbewegungen vorbereiten müssen.
Wie Sie schon anhand der Beispiel-Auflistung sehen können, ist auch eine Unterscheidung zwischen Immigration auf freiwilliger Basis und Immigration aufgrund von äußerlichen Zwängen (Flucht) notwendig. Der letztere Umstand ist teilweise auch mit der Hoffnung verbunden, eines Tages in die eigene Heimat zurückkehren zu können. Zwar mag dieser Unterschied signifikant sein, doch im Kern geht es bei beiden auch um Integration – selbst wenn es bei ein paar nur vorübergehend ist. Wann sich die Situation im Heimatland ändert ist nicht immer abzusehen, und so kann aus einer temporären Flucht eine Langzeit Bleibe entstehen (historisches Beispiel: Deutschland in den 30ern Jahren nach dem Beginn der Nationalsozialistischen Herrschaft (-> Flucht nach USA und andere Länder), sowie während der Zeiten der DDR die Flucht nach Westdeutschland).
Anmerkung: Migration innerhalb einer Region ist in den meisten Fällen größer als die Auswanderung in eine andere, wie die Graphik hier zeigt:

Corpus
Als Beispiel wie die Immigration manchmal nur als etwas negatives abstempelt wird, nehme ich das Zitat von Horst Seehofer: „Die Migrationsfrage ist die Mutter aller politischen Probleme in diesem Land.“
Erstens: lässt sich herausfiltern, dass „Mutter“ metaphorisch hier eingesetzt wird um zu unterstellen das die Migration an sich die Ursache dafür ist. Schließlich gebärt eine Mutter Söhne und Töchter, in diesem Fall die Probleme die die Politik beschäftigt.
Dies lässt sich einfach widerlegen: Migration stellt zwar neue Herausforderungen an die Gesellschaft, doch ist im weitesten Sinne nur ein Einflussfaktor auf die Gestaltung der Politik. Auf die Struktur der Bildungseinrichtungen, als Beispiel, hat kein Migrant Einfluss. Die Struktur und Qualität ist von Anfang an Aufgabe der Bildungspolitik, und Themen wie Lehrermangel werden wenn dann nur noch schneller sichtbar, aber sie wurden nicht dadurch ausgelöst. Dasselbe gilt für das Gesundheits- und Sozialversicherungssystem:
Natürlich werden die Lasten verdeutlicht in Zeiten von großer Zuwanderung, zumindest anfangs wenn die Immigranten noch nicht mit einem Job das System mit unterstützen, doch die Strukturschwäche war schon davor da (durch den Demographischen Wandel setzt dieses Problem nur später ein, wenn mehr Auszahlen als Einzahlen).
Aufgrunddessen kann es nicht die Ursache dieser Probleme sein, sondern lediglich ein Beschleuniger.
Zweitens: Es sei nur ein Problem.
Eine weitere typische Sichtweise in den Kreisen aus den Aussagen dieser Art kommt.
Immigration wird hauptsächlich als Problem gesehen welches, wie oben schon erläutert wurde, bestehende Probleme verstärkt. Dabei wird jedoch ignoriert dass jene Menschen, aus welchen Gründen sie auch immer in unser Land kommen, auch das gleiche Potential haben gut-qualifizierte Arbeitskräfte zu werden. Natürlich erfordert dies Zeit, je nachdem wie ihre Qualifikationen sind und aus welchen Gründen sie sich integrieren wollen, doch im Endeffekt wandeln sie sich vom Verstärker zur Lösung der Probleme wie wir sie bereits haben. Wichtig ist dabei die Voraussetzung einer Struktur die das Integrieren erleichtert.
Zuletzt: Auch die humanistische Seite zählt.
Dies betrifft insbesondere Flüchtlinge die geflohen sind und dann sich entschieden haben dazubleiben (-> Immigranten), sowie die wo nur eine temporäre Bleibe vorschwebt (-> Flüchtling). Damit unsere Kapazitäten nicht überzogen werden, bedarf es akribischer Vorbereitung und Planung.
Unterkunft, Essen, Trinken, Kleidung, usw. müssen sichergestellt sein.
Wenn wir es können, dann ist es die humanitäre Pflicht zu helfen. Egal ob es Menschen sind die aus Afrika kommen oder aus Asien, dabei schließe ich mich den Vorschlag von der Partei der Humanisten an.
Staat und Migration
Für eine erfolgreiche Integration sind die Angebote des Staates unerlässlich – vor allem sollten genug Sprachkurse vorhanden sein damit zumindest die Basics der deutschen Sprache gedeckt werden. Auch hier stimme ich mit dem Programm der PdH ein:
„[…] Allen ausländischen Einwohnern und Einwanderern sollen Selbstbestimmung und Chancengleichheit eingeräumt werden, um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
In den freiheitlichen und humanistischen Werten sehen wir die Verbindung zwischen allen Kulturen. Nur wenn diese Werte sowohl von der einheimischen Bevölkerung als auch von Zuwandernden akzeptiert und verinnerlicht werden, wird ein dauerhaft friedliches Zusammenleben möglich sein. Wir setzen uns für ein breites und kostenloses Angebot an Kursen für Sprache, Staats- und Rechtskunde für Zuwanderer ein. Zudem muss die Anerkennung ausländischer Abschlüsse erleichtert werden.
Bildung ist eines der besten Mittel zur Integration, deshalb sollten sowohl Migranten als auch anerkannte Flüchtlinge denselben Zugang zu kostenfreier Bildung erhalten wie deutsche Staatsbürger.“
Mir schwebt auch ein Modell neben der Verinnerlichung der freiheitlichen und humanistischen Werte vor: die Teil-Assimilation. In dieser gibt es eine Anpassung an die Kultur des Landes der Einwanderung/Flucht wobei die eigene Kultur auch ihren Platz findet (wie es bereits in den freiheitlich-demokratischen Ländern schon möglich ist).
Kultur heißt auch Zugriff auf die Literatur, Kunst, Musik, usw. die durch das Internet vereinfacht wird. So kann eine Internet-Bibliothek, die so ählich wie Wikipedia funktioniert, diese Funktion übernehmen. Zusätzlich können lokale Läden angezeigt werden wo diese auch physisch erhältlich sind.
In dieser Internet-Bibliothek wären dann nicht nur die deutschen Werke eingestellt sondern auch der anderer Länder. Auf diesem Wege kann auch ein kultureller Austausch stattfinden und eine bessere Integration wird ermöglicht. Eventuell wird es auf eine ähnliche Weise finanziert wie der Öffentliche Rundfunk, oder es wird Teil der Bildungspolitik die auch außerhalb der Schule genutzt werden kann.
Nach wie vor die Initiative des Staates gefragt um die Integration zu vereinfachen.
Immigranten und Gesellschaft
Die Akzeptanz in der Gesellschaft spielt auch eine große Rolle, da ohne sie die Immigranten isoliert werden selbst wenn die sich sehr erfolgreich integriert haben. Hierbei spielt der Kontakt zwischen den Einheimischen und Immigrierten besonders eine Rolle welches durch ein Kulturfestival, worüber ich schon einst geschrieben kann, nochmal gefördert werden kann. Es gibt ja bereits Organisationen die von Bürger/innen gegründet worden sind um die Integration in die Gesellschaft zu vereinfachen und eine Isolierung zu vermeiden. Jede Annäherung braucht Zeit um sich zu entwickeln; anfängliche Stolper und Rückschläge wird es geben, doch auf der langen Sicht sind dies nur kleine Stolpersteine.
In unserer Demokratie gibt es viel mitzugestalten, durch Zusammenarbeit in diesem demokratischen System sowie gemeinsame Unternehmungen (z. B. Festivale, politische Abende zum Austausch) lassen sich auch Vorurteile abbauen. Idealerweise finden diese regelmäßig bundesweit statt – in Ost und West, Süden und Norden.
Indem Immigranten und Deutschen mit Immigrationshintergrund eine stärkere Stimme gegeben wird, können auch Probleme schneller identifiziert und angepackt werden.
Diskussionen werden nach wie vor stattfinden und sind schließlich auch die Norm in einer Demokratie.
Neue Perspektiven
Einwanderer/innen bringen auch neue Ideen in die Lande und eröffnen neue Perspektiven die vielleicht davor noch nicht in Erwägung gezogen wurden. Daher wird nicht nur kulturell eine Bereicherung stattfinden, sondern auch auf anderen Wegen die sich von der Politik zur Wirtschaft bis zur Wissenschaft zieht.
Jene Perspektiven können sich besonders gut in unserer Demokratie entfalten, wenn wir sie es lassen. Dazu ist der demokratische Diskurs da.
Justiz und Rechtsstaat
Freilich wird auch das aufkommen, wenn ich es nicht hier in dem Eintrag miteinbeziehe. Wie bei der Integration Fehler gemacht wurden, so gab es auch hier Fälle die hätten besser gehandhabt werden könne (siehe Fall Amri). Wie das Fazit vom rbb sagt:
„Dem Anschlag von Berlin ging eine Kette von Fehleinschätzungen, Versäumnissen und Pannen bei den Sicherheitsbehörden voraus. Polizei und Geheimdienste hatten den Attentäter immer wieder auf dem Schirm, doch individuelle Fehler und ein strukturelles Versagen der Sicherheitsarchitektur machten den Weg frei für die Mordtat auf dem Breitscheidplatz.
Rückblickend führt Sonderermittler Jost die Berliner Behördenpannen auch auf die Arbeitsbelastung zurück. Die Zahl islamistischer Gefährder habe sich in einem sehr kurzen Zeitraum verdoppelt. Dadurch sei die Ausbildung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter bei der Polizei zu kurz gekommen. Innensenator Andreas Geisel (SPD), der erst Tage vor dem Attentat ins Amt kam, erklärte: „Das LKA hatte mehrfach Verstärkung gefordert und scheiterte damit an der damaligen politischen Führung“ – also an Geisels Amtsvorgänger Frank Henkel (CDU).
Jost rügt auch die mangelhafte Dienstaufsicht innerhalb des Berliner Landeskriminalamtes sowie die Zusammenarbeit zwischen LKA und Generalstaatsanwaltschaft. Die Geheimdienste hätten eine „bemerkenswert bedeutungslose Rolle“ gespielt, schlussfolgert der Sonderermittler. Vom MAD über den BND, das Bundesamt und die beiden Landesämter für Verfassungsschutz in Berlin und NRW hätten übereinstimmend erklärt: Zum Fall Anis Amri hatten wir keine Erkenntnisse.“
Was geschehen ist kann nicht Rückgangig gemacht werden, deshalb sollte alles daran getan werden damit sich so etwas nicht Wiederholt. Auch nicht bei rechtsextremistischen Einheimischen und anderweitigen politischen/religiösen Extremisten.
Eine Generalisierung der Flüchtlinge, wie sie damals stattfand im politisch-öffentlichen Diskurs, war damals wie heute falsch. Ebenso sollte es kein Generalverdacht geben.
Beides ist kontraproduktiv und, wenn es in Politik umgesetzt wird, kann es zu schlimmen Ergebnissen führen die der Demokratie im Nachhinein sehr schaden – sowie das Menschenrecht.
Weltmigrationsorganisation
Erst neulich habe ich auch einen 3-Seiten langen Eintrag von der Bundeszentrale für politische Bildung gelesen, in der es um Migration im globalen Umfang dien.
Ich empfehle diesen weiter, da ich der Meinung bin eine Weltmigrationsorganisation wäre ein Vorteil für alle Länder und Migranten. Hier ein Auszug: „Darüber hinaus hat das internationale Meinungsforschungsinstitut Gallup im Zuge einer weltweiten Umfrage ermittelt, dass weitere 630 Millionen auswandern würden, hätten sie die Möglichkeit dazu. Vorschläge zur Gründung einer „Weltmigrationsorganisation“, die eine globale Führungsfunktion darin übernehmen könnte, dem wachsenden Migrationsdruck zu begegnen und die komplexen Entwicklungs-, Sicherheits- und humanitären Aspekte von Migrationsprozessen zu koordinieren, stießen bislang auf wenig Resonanz.“ (S. 1)

Natürlich gibt es bereits Organisationen die bereits international vernetzt sind, dazu folgendes: „Vielmehr stellt die derzeitige Form der globalen Migrationsgovernance die Souveränität nationaler Staaten nicht in Frage. Die globale Migrationsgovernance befindet sich in großen Teilen außerhalb des UN-Systems und baut auf eine zwischenstaatliche Dialogbereitschaft, gerade weil formale multilaterale Standards fehlen.“ (S. 3)
Ich hoffe, dass dieser Beitrag des bpb auch Teil des öffentlichen Diskurs nicht nur in meinem, sondern auch in anderen Ländern wird.
Pes
Letztendlich lässt sich sagen, dass Immigration keine Gefahr darstellt. Im Gegenteil, es ist eine Chance die auch dem Land und den Menschen guttun kann.
Für die Gesellschaft als Ganzes ist es auch eine große Aufgabe die gemeistert werden kann, wenn die entsprechenden Vorbereitungen dazu getroffen werden. Fehler müssen analysiert werden und die Probleme behoben werden – am besten auch mit der Einbringung der Einwanderer/innen die eine Einsicht von innen mitbringen.
Sicherheitsbehörden, Polizei und andere Behörden müssen gut vernetzt zusammenarbeiten damit sich weder islamistische noch rechtsextremistische oder anderweitige Anschläge wiederholen. Ein Generalverdacht der eingewanderten Minderheit ist dabei kontraproduktiv und destruktiv für Gesellschaft und Demokratie zugleich.
Letztlich bleibt noch viel Arbeit da um auch die Migration im globalen Rahmen besser zu koordinieren, und in der Zukunft – sollte nicht viel getan werden um den Klimawandel zu vermindern – wird es wahrscheinlich auch große Fluchtbewegungen geben die noch in der Gegenwart Planung und Voraussicht erfordern.